Tagung 2018 Digitalisierung - Digitalität - Fachlichkeit
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Beiträge

Katharina Böhnert / Benedikt Schneider (RWTH Aachen, Lehr- und Forschungsbereich Fachdidaktik Deutsch)

Schüleraktivierung durch Digitale Medien? Konzeption einer Videografiestudie im Grammatikunterricht mit Tablets

Im Rahmen einer Videografiestudie werden Lehrkräfte mit ihren SchülerInnen auf dem Weg zu einer Digitalen Lernkultur begleitet. Dabei werden drei Klassen im Rahmen einer Prä-Interventionsphase je drei Stunden im Unterricht ohne Tablets videografiert. Anschließend erfolgt die Implementierung Digitaler Medien in den Lerngruppen. Die videografierten Stunden werden im Anschluss mittels Qualitativer Inhaltsanalyse (Mayring 2015) im Hinblick auf Sicht- und Tiefenstrukturen ausgewertet, die Hinweise auf eine kognitiv aktivierende Unterrichtsgestaltung liefern. In Anlehnung an Stahns (2013: 188) werden hierfür Aspekte wie Länge- und Verteilung der Lehrer-/Schülerbeiträge, Engführung vs. Lernbegleitung oder auch der Umgang mit Fehlern berücksichtigt. Darüber hinaus dient die Erhebung dazu, eine induktive Kategorienbildung vorzunehmen, die weitere, für das Lernen mit Digitalen Medien spezifische Aspekte aufzeigt, z.B. der Umgang mit Multimedialität oder auch das Aushandeln von Rollen zwischen SuS als Digital Natives und Lehrkräften als Digital Immigrants.

Literatur
Bastian, Jasmin/Aufenanger, Stefan (2016): Tablets in Schule und Unterricht. Forschungsergebnisse zum Einsatz digitaler Medien. Springer: VS.
Mayring, Philipp (2015): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12. Auflage. Weinheim: Beltz.
Peyer, Ann (2007): Grammatikunterricht. In: Lange, Günter/Weinhold, Swantje (Hrsg.): Grundlagen der Deutschdidaktik. Sprachdidaktik – Mediendidaktik – Literaturdidaktik. 3. Auflage. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 73-100.
Stahns, Ruven (2013): Kognitive Aktivierung im Grammatikunterricht. Videoanalysen zum Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Zu den Referenten
Katharina Böhnert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehr- und Forschungsbereich Fachdidaktik Deutsch der RWTH Aachen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind sprachreflexiver Deutschunterricht, sprachliches Lernen in heterogenen Lerngruppen und Grammatikunterricht mit digitalen Medien.

Benedikt Schneider ist Studienrat am Gymnasium Würselen und teilabgeordneter Mitarbeiter am Lehr- und Forschungsbereich Fachdidaktik Deutsch der RWTH Aachen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien, inbesondere im Grammatikunterricht.

Kontakt: k.boehnert@lfd.rwth-aachen.de

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Thomas Heiland (Universität Augsburg)

Modelle digitaler Bildung – Förderung nichtdeutschsprachiger Kinder im Regelunterricht mit digitalen Bildungsmedien, dargestellt an der APP „phase-6 Hallo Deutsch für Kinder“

Digitale Bildungsmedien, die im Regelunterricht einsetzbar sind, verfügen über besonders Potential, um nicht-deutschsprachige Kinder beim Spracherwerb zu unterstützen. Vor allem ihre Interaktivität ermöglicht eine Nutzung in individualisierten Lernkontexten.
Da Jugendliche meist über eine gute Ausstattung an mobilen Endgeräten verfügen und sie zudem über digitale Basiskompetenzen verfügen, erscheint ein Einsatz derartiger Bildungsmedien in hohem Maße geboten und sollte als Lernressource interpretiert werden.
Am Beispiel der Vokabeltrainer-APP „phase-6 Hallo Deutsch für Kinder“, der bereits an einer Grund- und Mittelschule erprobt wurde, werden Chancen und Grenzen digitaler Bildungsmedien theoretisch wie unterrichtspraktisch dargestellt. Dabei wird der Blick insbesondere auf gemeinsame Partizipationsprozesse von deutschsprachigen und nichtdeutschsprachigen SchülerInnen gerichtet.

Literatur
Fey, Carl-Christian (2015): Kostenfreie Online-Lehrmittel. Eine kritische Qualitätsanalyse. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Heiland, Thomas (2017): Förderung nichtdeutschsprachiger Kinder in heterogenen Bildungskontexten – Chancen und Grenzen digitaler Bildungsmedien. In: Aamotsbakken, Bente/Matthes, Eva/Schütze, Sylvia (Hrsg.): Heterogenität und Bildungsmedien. Bad Heilbrunn: Klinkhardt, S. 168–177.
Heiland, Thomas/Neumann, Dominik (2017): Hallo Deutsch für Kinder. Unterrichten von nichtdeutschsprachigen Kindern mit Hilfe einer Smartphone App. Ein didaktisches Konzept. In: DAZ Sekundarstufe H.2., S.22-27.

Zum Referenten
Thomas Heiland ist Lehrer und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pädagogik der Universität Augsburg im Projekt LeHet.
Kontakt: thomas.heiland@phil.uni-augsburg.de

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Carola Hirner / Florian Schultz-Pernice (Ludwig-Maximilians-Universität München)

Das Modell medienbezogener Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt - und ein Konkretisierungsversuch

Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Wissenschaftlern mehrerer bayerischer Universitäten hat im Rahmen des vom Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst geförderten Programms „Digitaler Campus Bayern“ ein Rahmenmodell medienbezogener Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt entwickelt. Anders als bisherige solcher Modelle beinhaltet dieses neben der Wissens- auch eine Handlungskomponente und konkretisiert die medienbezogenen Kernkompetenzen auf zwei Niveaustufen. Ein umfassendes Operationalisierungsbeispiel im Fach Deutsch entstand in Kooperation zwischen dem Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie (Prof. Dr. Frank Fischer) und dem Lehrstuhl für Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur sowie Didaktik des Deutschen als Zweitsprache (Prof. Dr. Anja Ballis) als Blended-Learning-Angebot und steht seitdem allen Lehramtsstudierenden der Germanistik im Rahmen von Seminaren oder Selbstlern-Formaten zur Verfügung.
Der Vortrag konzentriert sich auf die fachspezifische Umsetzung des erarbeiteten Medienkompetenzmodells, zeichnet dessen Entstehung sowie fachwissenschaftliche Fundierung nach und stellt sich der Frage nach den Konsequenzen für den (Deutsch-)Unterricht, der Ausbildung von Lehrkräften in den drei Phasen sowie der Forschung.

Literatur
Autorengruppe "Digitaler Campus Bayern": Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalisierten Welt, in: merz – medien + erziehung, Zeitschrift für Medienpädagogik (2017), 65-74

Zu den Referenten
Carola Hirner ist wissenschaftliche Mirtarbeiterin am Lehrstuhl für empirische Pädagogik und pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Florian Schultz-Pernice ist abgeordneter Studiendirektor am Lehrstuhl für empirische Pädagogik und pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München und verantwortlich für den Studiengang Medienpädagogik.

Kontakt: florian.schultz-pernice@psy.lmu.de, carola.hirner@psy.lmu.de

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Michael Kirch (Ludwig-Maximilians-Universität München)

School is dead...will never die – Digitalität und schulischer Raum

Die Digitalisierung beeinflusst die Räume in denen wir leben und allmählich auch in Deutschland die Räume in denen wir lehren und lernen.
The School is dead ... will never die! thematisiert den Raum Schule vor dem Hintergrund der Digitalisierung und hinterfragt seine räumliche Gestaltung und die Erfüllung seiner Funktion. Dabei wird mit Kollaboration und Kommunikation ein Schwerpunkt auf zwei der 21st Century Skills (Collaboration, Communication, Creativity, Critical Thinking) gelegt.

Literatur
Kirch, Michael (2016): Klassenraumgestaltung für innovative Lernprozesse mit digitalen Medien. In: Peschel, M, Irion, T. (Hrsg.), Neue Medien in der Grundschule 2.0., Grundlagen – Konzepte – Perspektiven. Frankfurt am Main: Grundschulverband, S. 91-101.
Nitsche Kai & Kirch Michael. (2013): Der Raum im Rahmen der Lehrerbildung am Beispiel der Uni-Klassen. In: Kahlert, Joachim; Nitsche, Kai; Zierer, Klaus (Hrsg.): Handbuch der Schulraumgestaltung, Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Thornburg, David (2014): From the Campfire to the Holodesk: Creating Engaging and Powerful 21st Century Learning Environments, San Francisco, Jossey-Bass.

Zum Referenten
Michael Kirch ist akademischer Rat am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Seine Forschungsgebiete umfassen mediendidaktische Themen in der Grundschule, u. a. digitale Feedbacksysteme und Film im Rahmen des frühen Fremdsprachenerwerbs. Seit 2010 betreut er an der Ludwig-Maximilians-Universität die „UNI-Klassen“.

Kontakt: michael_kirch@me.com

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Igor Krstoski (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg)

Digitale Medien im Deutschunterricht bei SchülerInnen mit motorischen Beeinträchtigungen

SchülerInnen mit motorischen Beeinträchtigungen profitieren insbesondere von Medien im Deutschunterricht, da diese eine kompensatorische Funktion haben (Vgl. Krstoski 2017a, Krstoski 2017b). Die größte Gruppe der SchülerInnen mit motorischen Beeinträchtigungen stellen cerebrale Bewegungs- und Koordinationsstörungen dar. Aufgrund einer Hirnschädigung kann die Fein- aber auch Grobmotorik beeinträchtigt sein. Diese kann sich wiederum auf die Graphomtorik negativ auswirken. Jedoch muss betont werden, dass die Hirnschädigung sich nicht zwangsläufig auf die kognitive Entwicklung auswirkt (Vgl. Wieczorek, Haupt 2013). Spezielle Eingabehilfen, aber auch spezielle Tastaturen, können eine sinnvolle Ergänzung sein. Auch Tablets kommen hierbei zum Einsatz (Krstoski 2017b). Kann die Willkürmotorik nicht in den Extremitäten angesteuert werden, gibt es weitere Alternativen, wie das Scanning oder Augensteuerungen (Vgl. Thiele 2007).
Bei manchen SchülerInnen mit cerebralen Bewegungsstörungen kann die Motorik im orofazialen Bereich beeinträchtigt sein - hierbei spricht man von einer Dysarthrie. Hier können Sprachausgaben eine sinnvolle Alternative darstellen (Thiele 2007). Insbesondere beim Schriftspracherwerb stehen diese SchülerInnen besonderen Herausforderungen gegenüber (Vgl. Wieczorek, Haupt 2013). Die Zusammenhänge und entsprechende Lösungen werden vorgestellt (Vgl. Krstoski 2017a, Krstoski 2017b).
Der dritte Bereich, der in diesem Zusammenhang auch in der Inklusion wichtig sein kann, ist der Nachteilsausgleich (Vgl. Wieczorek, Haupt 2017). Welche Möglichkeiten gibt es? Was wird in der Praxis bereits umgesetzt, wo liegen Chancen - darauf wird ebenfalls eingegangen. Es soll also eine systematische Darstellung der Potenziale digitaler Medien bei SchülerInnen mit Körperbehinderungen erfolgen.

Literatur
Krstoski, Igor (2017a): Tableteinsatz beim Schriftspracherwerb körperbehinderter Kinder. In: Dietz, F.; Wind, G.-P. (Hrsg.): Zwischen Büchern und Bildschirmen. Lesen und Schreiben lernen in verschiedenen Medien. Herzogenrath: DGLS, S. 145-164.
Krstoski, Igor (2017b): Literacy 2.0 – Weiter- und Neuentwicklungen fürs Lesen und Schreiben. In: Zeitschrift für Unterstützte Kommunikation (3), S. 25-31.
Thiele, Annett (2017): Schriftspracherwerb als Herausforderung für Schüler_innen mit Infantiler Cerebralparese, die unterstützte kommunizieren – Problemanalyse und schulische Interventionsmöglichkeiten. In: Zeitschrift für Unterstützte Kommunikation (3), S. 15-21.
Thiele, Annett (2007): Schriftspracherwerb unterstützt kommunizierender Menschen mit Infantiler Cerebralparese. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Wieczorek, Marion & Haupt, Ursula (2013): Cerebrale Bewegungsstörungen bei Schülerinnen und Schülern. Düsseldorf: BVKM.

Zum Referenten
Igor Krstoski ist abgeordneter Lehrer an der PH Ludwigsburg in der Abteilung für körperlich-motorische Entwicklung. Für das Land Baden-Württemberg har er die Fortbildungsreihe "Digitale Medien und Sonderschule" entwickelt.

Kontakt: igor.krstoski@ph-ludwigsburg.de

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Anna-Maria Meyer (Universität Augsburg)

Online-gestützte Förderung von Schreibkompetenz

Das Teilprojekt ist im Rahmen des BMBF-geförderten, universitätsweiten Projekts Förderung der Lehrerprofessionalität im Umgang mit Heterogenität verortet und zielt auf eine nachhaltige Verbesserung der Lehrerbildung. Als praxisorientiertes Tandemseminar in Kooperation mit den Erziehungswissenschaften und zwei Schulklassen soll das Projekt angehenden Lehrkräften zum einen die Veränderung von Textsorten und Schriftlichkeit im Zuge der Digitalisierung bewusst machen, sodass Deutschunterricht angemessen auf reale Schreibsituationen vorbereitet (vgl. Blatt 2000). Zum anderen zielt der Kurs auf einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Schreibunterricht, wobei der Fokus auf den Möglichkeiten und Grenzen interaktiver Online- Plattformen liegt. Indem die Studierenden selbst SchülerInnen über die Lernplattform Mebis betreuen, sollen sie etwa lernen, die orts- und zeitunabhängige Vernetzungsmöglichkeit zu nutzen, um Schreibprozesse einzusehen, Rückmeldung zu geben, Dokumente zur selbstgesteuerten Differenzierung anzubieten oder gegenseitiges Feedback unter den SchülerInnen anzuregen (vgl. Frederking 2014). Um den Kompetenzgewinn zu evaluieren, wird gemeinsam mit der empirischen Bildungsforschung ein validierter Testbogen entwickelt, basierend auf dem Modell digitaler (Bildungs-)Medienkompetenz nach Matthes et al. (2017). Der Testbogen wird im Sinne eines Mixed-Methods-Designs sowohl qualitative als auch quantitative Daten erheben. Zudem wird eine (teil-)virtuelle Version des Kurses entwickelt.

Literatur
Blatt, Inge (2000): Lernziel „Medien-Schrift-Kompetenz“ im Deutschunterricht. In: Witte, Hansjörg et al. (Hrsg.): Deutschunterricht zwischen Kompetenzerwerb und Persönlichkeitsbildung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 212-230.
Frederking, Volker (2014): Symmedialität und Synästhetik. Die digitale Revolution im medientheoretischen, medienkulturgeschichtlichen und mediendidaktischen Blick. In: Frederking, Volker/Krommer, Axel/Möbius, Thomas (Hrsg.): Digitale Medien im Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren, S. 3- 49.
Matthes, Eva/Heiland, Thomas/Meyer, Anna-Maria/Neumann, Dominik: Das Augsburger Projekt „Förderung der Lehrerprofessionalität im Umgang mit Heterogenität (LeHet)“ – die Rolle digitaler Bildungsmedien. In: DDS – Die Deutsche Schule. 109. Jg. (2017) H. 2. S. 163-174.

Zur Referentin
Dr. Anna-Maria Meyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Universität Augsburg, wo sie seit 2016 die Verantwortung für das deutschdidaktische Teilprojekt im universitätsweiten BMBF-Projekt „Lehrerprofessionalität im Umgang mit Heterogenität – LeHet“ trägt. Das Teilprojekt, das in enger Kooperation mit dem Lehrstuhl für Pädagogik stattfindet, widmet sich schwerpunktmäßig digitalen Medien im Schreibunterricht.

Kontakt: anna-maria.meyer@philist.uni-augsburg.de

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Dominik Neumann (Universität Augsburg)

Bildungsmedien Online Kostenloses Lehrmaterial aus dem Internet: Marktsichtung und empirische Nutzungsanalyse

In Anlehnung an Oelkers sind Bildungsmedien seit jeher das Rückgrat des Unterrichts (vgl. Oelkers 2004). Allerdings haben sich die Arten und Formen, in denen Lehrmittel vorliegen, den aktuellen Entwicklungen angenähert. Die Studie „Bildungsmedien Online“ (vgl. Neumann 2015) wendet dem neuen Phänomen von kostenlosem Lehrmaterial aus dem Internet zu und untersucht es systematisch mit dem Ziel, neue Lehrmittel sowohl sichtbar als auch diskutierbar zu machen. Der Forschungsgegenstand an sich ist dabei in die Debatte um Open Educational Resources eingebettet, obwohl kostenloses Lehrmaterial aus dem Internet dessen definitorische Kriterien meist nicht erfüllt.
Im Rahmen des Vortrages wird zunächst die Diskussion um Open Educational Resources entfaltet, um im Anschluss daran Ergebnisse (und Forschungsmethoden) der Studie von Neumann vorzustellen. Anhand dieser lassen sich die Wirkungen von OERs auf den Lehrmittelmarkt und damit das Bildungssystem bestimmen.

Literatur
Neumann, Dominik (2015): Bildungsmedien Online. Kostenloses Lehrmaterial aus dem Internet: Marktsichtung und empirische Nutzungsanalyse. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Oelkers, Juergen (2004): Lehrmittel als das Rückgrat des Unterrichts, Vortrag am 15. September 2004 in Zürich. Online verfügbar unter http://edkwww.unibe.ch/xd/2004/73.pdf, zuletzt geprüft am 13.07.2011
Stein, Gerd (1977): Das Schulbuch – Politicum/Informatorium/Paedagogicum oder: von der Unzulänglichkeit eindimensionaler Schulbuchforschung. In: Stein, Gerd (Hrsg.): Schulbuchwissen, Politik und Pädagogik. Untersuchungen zu einer praxisbezogenen und theoriegeleiteten Schulbuchforschung. Kastellaun: Henn, S. 231-241.

Zum Referenten
Dr. Dominik Neumann, ist im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung als Projektkoordinator für den Kompetenzbereich C (Bildungsmedien) an der Universität Augsburg am Lehrstuhl für Pädagogik tätig.
Kontakt: Dominik.neumann@phil.uni-augsburg.de

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Michael Penzold (Ludwig-Maximilians-Universität München)

Augmentierte Lesehefte im Zeichen der Digitalität – Hybride Lernmedien zum Erlernen des Deutschen als Zweitsprache

Der Weg zur Zweit- oder Fremdsprache ist heute kaum noch ohne digitales Lernen denkbar. Dies gilt seit einigen Jahren auch für die Bereiche Deutsch als Fremd- und Zweitsprache.
Im Unterricht spielt in diesem Kontext seit einiger Zeit eine spezielle Form der Lern- Lektüren eine Rolle, die zumeist Teil einer umfassenden Reihe sind und die von einem digitalen Lern- und Lesekonzept her entworfen sind. Als zwei Beispiele aus einem großen Angebotssortiment seien hier Das Job- Geheimnis von Christine Rettl (Reihe: Einfach loslesen!; Stuttgart 2017) und Oktoberfest kriminell von Felix und Theo (Reihe: Detektiv Müller. Deutsch als Fremdsprache; Stuttgart 2017) genannt.
Auf der Grundlage eines unscheinbaren Leseheftes werden digitale und analoge Lernvorgänge verknüpft und aufeinander bezogen. Die digitale Seite der Lektüre geht in Umfang und Gestaltung jedoch mithin weit über das in der konventionelle Heftform Abgedruckte hinaus. Dieses scheint mehr und mehr zu einer Art Eintrittskarte für die digitale Lernwelt zu werden. Damit aber ist der analoge Text aus der Sicht des digitalen Lernens zu erschließen und nicht umgekehrt. Indirekt ist damit auch eine interessante Neufassung des Verhältnisses von Digitalität zum Analogen verbunden.

Literatur
Nieding, Gerhild / Ohler, Peter/ Rey, Günter Daniel (2015): Lernen mit
Medien, Paderborn.

Roche, Jörg (2017): Digitale Lernmedien, in: Ahrenholz, Bernt/

Oomen-Welke, Ingelore (Hgg.; 2017): Deutsch als Zweitsprache (DTP 9),
Baltmannsweiler, S. 476-489.

Heiser, Jan Christoph (2013): Interkulturelles Lernen. Eine pädagogische
Grundlegung, Würzburg.

Zum Referenten
Michael Penzold, Dr.phil., Lehrer, seit 2014 Projektmitarbeiter am Lehrstuhl für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur sowie des Deutschen als Zweitsprache (Prof. A.Ballis), Projekt "Nähe und Distanz: Holocaust Education Revisited".
Kontakt: michael.penzold@germanistik.uni-muenchen.de

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 Albrecht Schmidt (Ludwig-Maximilians-Universität München)

Automatisiert Orthographie und Grammatik, aber erhaltet die Kreativität in der Kommunikation!

Archivierte und geschriebene Sprache ist stark abhängig vom Schreibwerkzeug. Die mittelalterliche Schreibfeder, die Handytastatur mit Autovervollständigung oder das Diktieren verändern was und wie wir schreiben und wo wir schreiben. Es hat auch einen starken Einfluss darauf, was wir schreiben.
Durch die Digitalisierung vollzieht sich im Moment ein Umbruch im Bereich der Werkzeuge zum Schreiben und Lesen. Diese Veränderung ist so fundmental, dass wir eher von der Texterstellung und der Textrezeption sprechen sollten, als vom Schreiben und Lesen. Aus meiner Sicht ist diese Veränderung vergleichbar mit der Umstellung von Meisel und Steinplatte hin zum Notizbuch und Kugelschreiber. Der Unterschied ist, dass sich dieser Wechsel im Lauf von Jahren oder wenigen Jahrzehnten vollzieht. Damit entstehen gänzlich neue und aufregende Möglichkeiten wie und wo wir Sprache verwenden.
Aus technischer Sicht verändert die Digitalisierung vier Bereiche: (1) wie Menschen Ideen und Gedanken verbalisieren und festhalten, (2) wie dokumentierte Konzepte aufgenommen werden, (3) wie intelligente Algorithmen und künstliche Intelligenz in die Produktion und Rezeption eingreifen und (4) in welchen Kontexten und Umgebungen wir mit Sprache umgehen.
Es ist bereits aktuell sehr sichtbar, dass Text sowohl für die Eingabe, wie auch für die Ausgabe an Bedeutung für die breite Bevölkerung verliert und sich wahrscheinlich zurück zu einem Medium für Eliten entwickelt. Aus Informatiker-Sicht wird geschriebener Text zu einer Art Quellcode für die Sprache, ähnlich wie HTML im Internet. Wer sich damit auskennt, kann viel mehr machen als die anderen. Diese Kenntnisse sind aber für die Allgemeinheit und tägliche Nutzung von untergeordneter Rolle.
Die Rolle von technischen Hilfsmitteln und künstlicher Intelligenz lassen sich bereits im Kleinen erkennen. Schönschreiben und Orthographie, früher extrem wichtig, spielen in naher Zukunft eine untergeordnete Rolle und können mit aktuellen Systemen bereits nahezu fehlerfrei vollständig automatisiert werden. Künstliche Intelligenz greift mit Wortvorschläge in Tastaturen auf Mobiltelefonen, mit der Autovervollständigung in Google-Suchanfragen und bei der Konvertierung gesprochene Texteingabe bereits jetzt massiv ein und verändert schon jetzt, was Menschen schreiben – nicht nur orthographisch und grammatisch, sondern auch inhaltlich. In ähnlicher Weise greifen Systeme, die automatisch Texte zusammenfassen oder in andere Sprachen übersetzen stark auf inhaltlicher Ebene ein.
Betrachtet man diese Entwicklungen der Digitalisierung, ist unsere aktuelle Bildung in der Schule, mit dem Fokus auf dem handgeschriebenen „Quellcode“, nicht nachvollziehbar. Die frühe Fokussierung auf das malen von Buchstaben mit der Hand (in Druck- und Schreibschrift) und auf die Rechtschreibung, verschiebt die eigentlich zeitgemäße und größere Herausforderung der Sprache als Mittel zur kreativen und multimodalen Kommunikation über Raum und Zeit in die zweite Reihe.

Literatur
Dingler, T., Kern, D., Angerbauer, K., & Schmidt, A. (2017, September): Text Priming-Effects of Text Visualizations on Readers Prior to Reading. In IFIP Conference on Human-Computer Interaction (pp. 345-365). Springer, Cham.
Leiva, L. A., Sahami, A., Catala, A., Henze, N., & Schmidt, A. (2015, April). Text entry on tiny qwerty soft keyboards. In Proceedings of the 33rd Annual ACM Conference on Human Factors in Computing Systems (pp. 669-678). ACM.
Bernstein, M. S., Little, G., Miller, R. C., Hartmann, B., Ackerman, M. S., Karger, D. R., ... & Panovich, K. (2015). Soylent: a word processor with a crowd inside. Communications of the ACM, 58(8), 85-94.
Schmidt, A. (2017). Technologies to Amplify the Mind. Computer, 50(10), 102-106.

Zum Referenten
Prof. Dr. Albrecht Schmidt ist Inhaber des Lehrstuhls „Human-Centered Ubiquitous Media“ der Ludwig-Maximilians-Universität München. Kontakt: albrecht.schmidt@um.ifi.lmu.de

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Philippe Wampfler (Universität Zürich) / Axel Krommer (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

»Von der Bratkartoffel-App zum SAMR-Modell: Fördern digitale Tools fachliche Kompetenzen im Deutschunterricht?«

Die Bereitschaft von Lehrkräften mit digitalem Profil, Trends in den Deutschunterricht einzubauen, scheint unerschöpflich. Wie sinnvoll ist es, wenn Unterrichtseinheiten zu Snapchat, Pokémon Go, Musical.ly und anderen unter Jugendlichen beliebten Apps entstehen? Kern dieser Debatte ist das Gedankenspiel der Bratkartoffel-App: Würde auch ein Tool, mit dem sich nur Bilder von Bratkartoffeln verschicken lassen, im Unterricht angewendet?

An dieser Stelle werden zwei Perspektiven eröffnet: Die erste sieht in der Beachtung von Mode-Apps im Deutschunterricht einen Ansatz für ein umfassendes Modell, um fachliche und überfachliche Kompetenzen zu fördern. Die andere blickt kritischer auf diesen Hype und hinterfragt besonders die kurzfristigen Motivationsschübe, die sich Vertreterinnen und Vertreter der Bratkartoffel-App-Didaktik vom Einsatz solcher Tools versprechen.

Anschließend soll vor dem Hintergrund des SAMR-Modells im Vortrag ausgelotet werden, wie sich in einer didaktischen Oszillationsbewegung fachliche Kompetenzen digital und digitale Kompetenzen fachlich im Deutschunterricht fördern lassen.

Literatur
Wampfler, Philippe (2017): Digitaler Deutschunterricht. Neue Medien produktiv einsetzen. Göttingen: Vandenhoeck&Rupprecht.
Lindner, Martin (2017): Die Bildung und das Netz. Wissmuth Press.

Zu den Referenten
Axel Krommer ist Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Erlangen-Nürnberg. Nach dem Studium der Fächer Deutsch und Philosophie in Paderborn, Berlin und Oxford war er bis 2004 Studienrat an einer Gesamtschule in Lünen. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich des Lernens unter den Bedingungen der Digitalität.
Kontakt: axel.krommer@fau.de

Philippe Wampfler unterrichtet an der Kantonsschule Wertingen (Schweiz) Deutsch, Philosophie und Medienkunde, hält zahlreiche Vorträge, u.a. zu moderner Deutschdidaktik, und ist publizistisch in Blogs und Social Media Networks aktiv.
Kontakt: phwampfler@gmail.com

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Katharina Wedler (Technische Universität Braunschweig)

Erklärvideos im Grammatikseminar - Gemeinsam erfolgreich durch Peer-Learning

Im bildungswissenschaftlichen als auch außerschulischen und außeruniversitären Kontext sind Erklärvideos und Tutorials aufgrund ihres enormen Bildungspotential populär (Rummler & Wolf 2012).
In der Analyse der Erklärvideos lässt sich feststellen, dass sowohl für Rezipienten als auch Produzenten ein großer Vorteil in der flexiblen temporalen und lokalen Nutzung besteht. Durch die Auflösung der traditionellen Rollenbilder bildungswissenschaftlichen Lernens, die durch Ansätze wie Inverted Classroom (u.a. Handtke 2015) erweitert werden, reformiert sich der Gegenstand des Lernens hin zu einem inzwischen selbstverständlichen digitalen Lernen, wobei Produktionsprozesse als reflexives und transferierendes Moment an Bedeutung gewinnen.
Im Fokus des Vortrages stehen die besondere Herausforderungen für angehende Lehrkräfte bei der Erstellung von Erklärvideos zu Themen aus dem Bereich der Grammatik.

Literatur
Handtke, Jürgen (2015). Handbuch Hochschullehre Digital: Leitfaden für eine moderne und mediengerechte Lehre (1. Aufl.). Marburg: Tectum Wissenschaftsverlag.
Rummler, Klaus & Wolf, Karsten D. (2012). Lernen mit geteilten Videos: aktuelle Ergebnisse zur Nutzung, Produktion und Publikation von online-Videos durch Jugendliche. In: Sützl, Wolfgang; Stalder, Felix; Maier, Ronald; Hug, Theo (Hrsg.): MEDIEN – WISSEN – BILDUNG: Kulturen und Ethiken des Teilens. Innsbruck: innsbruck university press, S. 253 – 266.
Schiefner-Rohs, Mandy (2011). E-Learning in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung – Veränderte Rahmenbedingungen und deren Auswirkungen. BEITRÄGE ZUR LEHRERBILDUNG. (29 (2)), S. 260-271.

Zur Referentin
Katharina Wedler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für die Didaktik der deutschen Sprache der Technischen Universität Braunschweig.

Kontakt: k.wedler@tu-bs.de

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